Campingbus auf dem MAN TGE | promobil

2022-11-15 16:43:39 By : Ms. Coral lau

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Der Knaus Boxdrive ist einer von wenigen Campingbussen auf dem MAN TGE (VW Crafter) als Basisfahrzeug. Und der ist ein echter Langstreckenläufer. Mit Hochdach von VW und vier Schlafplätzen will der 600er viel – mal schauen, wie weit es mit ihm geht.

Ob nun der Löwe auf dem Lenkrad vor einem brüllt oder das VW-Emblem prangt, ist aus technischer Sicht egal. Der TGE und der Crafter sind identisch. Ebenfalls praktisch baugleich ist das GfK-Hochdach des Boxdrive 600 XL und des Grand California 600. Es ist formschön und gut verarbeitet. Es erhöht natürlich den Schwerpunkt des Kastenwagens, was sich auf das Fahrverhalten auswirken muss. Laut Physik. Fliehkräfte und Hebelwirkung wirken da, aber dann fährt man schnell auf eine Autobahnauffahrt und es passiert erstaunlicherweise nicht viel.

Selbst wenn sich die Kurve böse zuzieht, der Boxdrive fährt ungerührt und wankt dabei noch nicht mal. Die Fahrwerksabstimmung ist sauber austariert. Denn die Stabilität geht nicht zu Lasten des Komforts. Zielgenau geht der Wagen in seinen Radius und bleibt da, schwebt über Wellen und beschleunigt angenehm dank Wandlerautomatik, ohne Stress.

So ist der Boxdrive ein Driver, ein echtes Langstreckenreisefahrzeug. Auch die Sitzposition trägt dazu bei. Die Sessel sind bequem und mit schön gewebtem, grauem Stoff überzogen. Und es gibt zwei Armstützen. Das muss sein.

Die Lenkkräfte der elektromechanischen Lenkung sind gering. Die Ergonomie der Bedienelemente VW-typisch sehr menschennah. Optionale Assistenzsysteme wie der Abstandstempomat oder der Spurhalteassistent mit aktivem Lenkeingriff jeweils die besten ihrer Klasse. Da verzeiht man gern den etwas rauen Charme des Armaturenbretts, wobei sich derart robuste Konstruktionen gerade für Familiencamper besonders gut eignen. Ob dreckige Kinderschuhe, Schokoflecken oder umgekippte Kaffeebecher: Solche Missgeschicke lassen sich im TGE-Cockpit einfach aufwischen – und weiter geht’s. Ohne Theater. Die Stimmung bleibt stabil.

Vier Betten gibt es. Eigentlich fünf, aber das Dinettenbett sei hier als Notlösung nicht weiter betrachtet. Knaus baut das Dach ganz anders aus, als VW es beim Grand California tut. VW bietet nur eine Art Kinderbett, das für Erwachsene selbst als Notbett nicht funktioniert. Außer der Erwachsene ist nicht größer als 1,43 m. Sonst hat man keine gute Nacht im Cali-Oberstübchen.

Im Knaus ist zwar auch nicht alles hochkomfortabel, aber zwei Dinge macht es zum nahezu vollwertigen Schlafgemach: die Bettlänge von 180 und die Breite von 120 Zentimeter. Ja, auch nicht üppig, aber für zwei Kinder oder einen Erwachsenen Figurtyp Ausdauersportler reicht es. Es ist bequem, hat zwei sehr gute Leselampen, Steckdosen und teils einen Lattenrost unter der Matratze. Die Kopffreiheit mit maximal 50 Zentimetern stützt die These von der athletischen Figur als Voraussetzung.

Auch das Hochkommen über eine der beiden Leitern, die dem Knaus beiliegen, erfordert eine gewisse Geschmeidigkeit. Und als Challenge dann wieder runter, nachts, im Dunkeln, zum Klo ... Wofür man dann die Leiter wieder kurz beiseitestellen muss, weil sonst die Badtür nicht aufgeht. Klingt wie ein kleiner Funfact nebenbei, ist aber ein überflüssiges Ärgernis im Reisealltag. Dafür ist die Schiebemechanik des Betts – bekannt aus Hochdach-Modellen von Weinsberg – bewährt und einfach zu bedienen. Und hier, wie auch am Bett unten, gibt es Herausfallschutznetze.

Die zweite Leiter wird benötigt, wenn das hintere Doppelbett nach oben gehoben ist. Es ist tatsächlich ein mechanisches Hubbett eingebaut. Zum Hoch- und Runterfahren wird es händisch entriegelt und dann gedrückt oder gezogen. Das bedarf etwas Kraft und Geschick, ist aber im Camper angenehmer als der technische Überfluss einer Konstruktion mit Elektromotor. Im Testwagen wackelt das Bett in den Führungsschienen allerdings merklich hin und her. Das Bett war nicht optimal justiert. Aber: Der Schlafkomfort ist sehr gut.

Vorbildlich ist die Kaschierung der Wände mit Stoff. Weil der Crafter nur eine Innenbreite von rund 165 cm zulässt, sind rechts und links Karosserieverbreiterungen angebracht. Formschön von außen und kaum auffällig. Zwei solcher angesetzten Schalen sind eleganter als nur einseitig eine doppelt so dicke. Wenn’s auch teurer ist. Die werden übrigens schon im Werk von VW montiert. Das Schlafgemach – von dem man hier wirklich sprechen kann – zeigt sich kuschelig, grauer Stoff ist auch hier vorherrschend. Bei so engen Verhältnissen sind flauschig bezogene Wände wichtig, weil man mit Händen, Füßen, Kopf und Po immer drankommt.

Frische Milch für den Kaffee gibt’s im Kühlschrank. Der Dometic RT10 an der Stirnseite der Küchenzeile kann nach rechts und links öffnen. Und das funktioniert sehr gut. Ansonsten: Die Kombüse ist einfach gehalten. Zweiflammkocher mit Zündung und ein Spülbecken mit hohem und weit übers Becken geschwungenem Hahn samt mehrstrahligem Wasserfluss. Der Küchenblock ist ein echter Quader mit drei großen Schubfächern drin. Die sind tief und nutzwertig, sie nehmen einiges auf an Töpfen und Vorräten. Über dem Herd ist eine schicke Flächenlampe in der Unterseite des Oberschranks integriert.

Da gibt es weiteren Stauraum und gutes Licht darunter. Zum Arbeiten bleibt in dieser Küche allerdings wenig Platz, das muss man am Tisch – drinnen oder draußen – erledigen. Außen am Küchenblock im Schiebetürausschnitt ist ein klappbares Brett angebracht – was sich als sehr praktisch zum Abstellen von Kaffeebecher oder Ähnlichem bewährt. Und unterm Küchenblock sind zwei Fächer mit Riffelblechboden etwa für dreckige Schuhe vorgesehen. Das gibt ein extra Sternchen im Knaus-Notenheft.

Die beiden Sitzplätze der Bank lassen sich auseinanderziehen. Dadurch wird der Durchgang nach hinten zwar noch etwas enger, aber mit einem Zusatzpolster lässt sich so zu zweit bequemer sitzen. Hier ist, by the way, nur ein Gurtplatz vorhanden. Vier gibt es gegen Aufpreis aber auch. Die Tischplatte ist etwas schmal, kommt dafür aber ohne Fuß aus. Das schenkt angenehme Beinfreiheit. Zu doll aufstützen sollte man sich aber nicht, zumal wenn noch die Verlängerungsplatte ausgeschwenkt ist. Dann können vier Menschen gut essen und Karten spielen.

Allzu viel Stauraum oder Ablagen gibt es nicht im Wohnbereich, zwei Fächer oberhalb des Fensters und die Ablagen über den Fahrersitzen. Hauptgrund dafür ist das ausziehbare Dachbett, das keine Hängeschränke zulässt. Top ist aber, dass man unter dem Bett noch bequem sitzen und lesen kann, auch wenn die Kids oben schon schlafen. Positiv sei hier auch noch die Wandverkleidung rund ums Fenster erwähnt: schön, mit Stoff, stabil und angenehm ausgeführt.

Zähne putzen, duschen, Pipi machen – das Bad muss einiges leisten. Im Testwagen ist das sogenannte Variobad eingebaut. Dabei hängt das Waschbecken an einer schwenkbaren Wand, die zur Seite gedreht die Toilette abschottet und die Duschkabine entstehen lässt. Den Duschvorhang braucht es auf einer Seite trotzdem noch. Eine Verbesserung ist die Konstruktion aber schon.

Insgesamt ist das Bad aber nutzwertorientiert eingerichtet. Zwei große Spiegel schenken ein klares Selbstbildnis und schaffen ein angenehm großzügiges Raumgefühl. Die Ablagen sind in Ordnung, die Toilette auch. Auch in der Sitzhöhe. Praktisch sind der Klopapierhalter und das Fenster. Minikritik: Die Handtuchhaken sind zu tief angebracht für lange Handtücher oder Bademäntel. Der Handtuchhalter an der Decke kann dafür entschädigen.

Warmes Wasser macht der Boiler der Truma-Dieselheizung. Heizen mit Öl hat den Vorteil, dass man sich bei vollem Tank im Winter kaum Sorgen machen muss, dass der Brennstoff ausgehen könnte. Bei Gas kann das eher passieren. Außerdem spart man sich den häufigen und meist lästigen Flaschentausch. Im Knaus wird nur mit Gas gekocht. Die 2,75-kg-Flasche sitzt neben dem Wassertank in einer extra ausgeformten Kunststoffbox.

In Sachen Technik sei noch das Lichtkonzept im Testwagen erwähnt. Hier gibt es nichts zu meckern, ganz im Gegenteil. Die Beleuchtung, direkt wie indirekt, und deren Bedienung sind vorbildlich, weil die Schalter mehrfach belegt und mit Symbolen bedruckt sind. Bei der Bordtechnik fällt noch auf: Der rechts im Heck installierte Wassertank lässt sich nur knifflig befüllen, weil die Einfüllleitung direkt nach dem Stutzen sofort 90 Grad abknickt und so das Wasser wieder zurückschwallt. Der unterflur montierte Abwassertank ist für den Wintereinsatz mit einer Isolierhülle versehen.

Die Qualität des Ausbaus ist gut, nur die Schiebetürverkleidung macht häufig Geräusche während der Fahrt. Das nervt. Ein Knackpunkt für die Nutzung mit drei oder gar vier Personen ist neben dem begrenzten Stauraumangebot aber vor allem die Zuladungssituation. 335 Kilo sind einfach sehr wenig. Wer sich mit Tempo 100 arrangieren kann, sollte am besten auflasten.

Länge/Breite/Höhe: 5,98/2,04/3,09 m

Auf- und Ausbau: Kastenwagenkarosserie, außen Stahl (Dach GfK), innen Kunststoff- und Textilverkleidungen, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PE-Vlies/PE-Schaum + Vlies/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden k. A./k. A./25 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 1 Dachhaube. Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma 6 D, 7 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, Bad, Küche, Dachbett, Heckbett, Heckstauraum), Steckdosen 12/230 V/USB 2/3/5 Basisfahrzeug: MAN TGE , Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel mit Commonrail-Einspritzung, Hubraum 1968 cm3, Leistung 130 kW/177 PS bei 3600/min, Drehmoment 410 Nm bei 1500–2000/min, Achtgang-Wandlerautomatik, vorn Einzelradaufhängung, Schraubfedern, hinten Starrachse, Längsblattfedern

  Teils mit Filz ausgekleideter Stauraum und gut zugänglicher Elektrik samt Sicherungskasten.   Bei inkontinenten Dichtungen der Pipibox ist der Kassettenschacht hier vorbildlich abgedichtet.

    Gut: Heckbett wird per Hand hoch- und runtergefahren. Minus: etwas fummelig und schwergängig.     Den prima Zurrschienen am Boden würden zwei weitere, etwas höher, helfend zur Hand gehen.

  Wer von oben ins Bad muss, muss die Leiter weg- und wieder hinbauen. Da wird Müssen mühsam.   Zwei Leitern und nicht allzu üppiger Stauraum. Da stößt das Konzept an seine Grenzen.

Würde mein Nachbar mich fragen, ob kaufen oder Finger weg, würde ich sagen: Kannste kaufen. Der MAN ist die Fahrmaschine schlechthin. Und beim Ausbau findet Knaus einen guten Weg, allen Lebensbereichen genug Platz und Funktion zu geben. Kritik gibt es an der Geräuschentwicklung – das lässt sich nachbessern. Kritischer ist die Zuladung! Eiei! Auflastungen machen langsam, sind aber zu empfehlen.

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